Das Schermützel:
Außerirdische?
Frau Bunt: Sehen Sie sich den Sternenhimmel an, Herr
Schermützel! Dort, der „große Wagen“ – ist das nicht eine Pracht?
Herr
Schermützel: Ja, liebe Frau Bunt! Die Sterne funkeln aber heute Nacht auch
besonders schön. Ich kann sogar die – wie sagen Sie doch dazu? - die
Milchstraße sehen! Eine witzige Bezeichnung, nebenbei bemerkt. Wer kommt denn auf
sowas?
F.B.: Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, lieber Herr
Schermützel. Aber man könnte es googlen.
H.S.: Gu…was?
F.S.: Verzeihung, Sie wissen das natürlich nicht, obwohl -
ich erinnere mich, Sie besitzen doch W-Lan, soweit ich mich erinnere? Die berühmte
Wasser-Land-Netz-Verbindung?
H.S.: Was hat unsere gute alte W-Lan denn mit ihrem gu..-
wie war das nochmal- zu tun?
F.B.: Das Wort ist googlen und Google ist der Name einer
Internet- Suchmaschine, die ich alles fragen kann.
H.S.: Und sie antwortet?
F.B.: Tja, also nicht direkt, aber sie schickt mir dann
Texte, aus denen ich die Antwort entnehmen kann.
H.S.: Also, Sie fragen: „Liebe Frau Google, könnten Sie mir
vielleicht sagen woher der Name Milchstraße kommt?“ , und dann antwortet sie?
F.B.: Google ist keine Frau, Herr Schermützel!
H.S.: Doch! „Sie“, liebe Frau Bunt, „die“ Suchmaschinenfrau.
Eine Frau ist eine „sie“. Achten Sie mal
bitte auf den richtigen Artikel. Da sind Sie doch sonst so genau!
F.B.: Die Suchmaschine ist keine Frau. Sie ist eine Maschine.
Das ist keine Person, mehr so eine Art elektronisches Lexikon, eine Datenbank
eben, in der sehr viele Informationen gespeichert sind.
H.S.: Wissen Sie was, liebe Frau Bunt, bis Sie sich
entschieden haben, ob Ihr Gugi eine Maschine, eine Frau oder ein mehrbändiges
Bücherwerk ist, gucken wir doch lieber noch ein bisschen diesen fantastischen
Himmel an. Ich für meinen Teil bin ja immer wieder erstaunt, wie der sich über
die Jahrtausende verändert hat.
F.B.: Sie haben die Veränderungen bemerkt?
H.S.: Natürlich! Schließlich bewohne ich diesen Planeten ja
auch schon einige Zehntausend Jahre…
F.B.: Natürlich, ich vergaß….haben Sie sich eigentlich schon
mal gefragt, ob es da draußen noch anderes Leben geben könnte?
H.S.: Nö!
F.B.: Wie, nö?
H.S.: Nein, habe ich nicht! Wozu denn auch?
F.B.: Na, wäre es nicht interessant zu wissen, ob mit uns
noch andere Lebewesen unser Weltall bewohnen?
H.S.: Offengesagt: Nein! Interessiert mich nicht!
F.B.: Jetzt erstaunen Sie mich aber, lieber Herr
Schermützel! Dieses Desinteresse hätte ich gerade bei Ihnen nicht vermutet! Gar kein bisschen
neugierig? Haben Sie sich nie gefragt, wie solche Wesen wohl aussehen würden?
Wie groß sie wären? Welche Farbe sie hätten? Ob sie besondere Fähigkeiten
hätten? Besondere Körperformen….?
H.S.: Frau Bunt, ehrlich gesagt, ich habe keine Zeit für
solche Spekulationen!
F.B.: Haben Sie nicht? Drängen sich Ihnen diese Fragen denn
niemals auf?
H.S.: Nein! Ich habe mit meiner Verwandtschaft in dieser
Hinsicht genug zu tun.
F.B.: ???????????
H.S.: Körperformen, Farbe….meine Güte! Sie haben ja keine
Ahnung! Ich denke da beispielsweise nur mal an Raghilda, meine Großcousine….
F.B.: Ach, ich wusste ja gar nicht, …?
H.S.: Eben! Raghilda ist eine sehr distinguierte alte Dame,
lebt in einem sehr tiefen Tümpel nahe Edinburg. Sie ist ein roter Rüssler, was
die Sache nicht eben einfacher macht….
F.B.: Sie ist ein ….was?
H.S.: Ein roter Rüssler! Sagen Sie nicht, dass Sie noch nie
davon gehört haben, Frau Bunt! Sollten sie nachher gleich mal bei Frau Google
nachfragen! Na jedenfalls bekommt Sie leider ständig Probleme, weil sie ihren
Rüssel immer in alles reinstecken muss…
F.B.: Sie meinen, es gibt sie wirklich?
H.S.: Ja was glauben denn Sie? Oder nehmen Sie nur mal
meinen Vetter Vladimir, den Viel-Tentakler. Lebt in einem Fließ bei Wladiwostok.
Kann seine Tentakeln auch nicht bei sich behalten und greift sich ständig etwas
außerhalb seines Wohnbereichs. Und neulich hat es sich versehentlich mit seiner
18. Tentakel in einem Elektrozaun verheddert. Als ich den Ärmsten befreien
konnte, sah er schließlich fast aus wie ein überdimensionaler Seeigel- die
Stromstöße und seine Tentakeln, Sie verstehen…
F.B.: Sie sind extra nach Wladiwostok..?
H.S.: Ja natürlich, was denken Sie denn, Frau Bunt! Wenn die
Verwandtschaft um Hilfe ruft, dann lässt man doch alles stehen und liegen und
packt zu!
F.B.: Ja, natürlich! Das machen Sie ganz richtig, lieber
Herr Schermützel. Ich wusste ja gar nicht, dass Ihre liebe Familie so über den
ganzen Erdball verstreut zu finden ist….
H.S.: So manches wissen sie nicht, liebe Frau Bunt, manchmal
ist das auch einfach besser so! Meine Großnichte zweiten Grades beispielsweise,
Siegfreda, die Siebenköpfige – da war ich leider nicht schnell genug zur
Stelle…
F.B.: Wie meinen Sie das?
H.S.: Schläft viel, wacht nur alle 100 Jahre mal auf, aber
dann- wenn man sie nicht beruhigt- dann ist vielleicht was los!
F.B.: Wie muss ich mir das vorstellen?
H.S.: Sie erinnern sich vielleicht an den Untergang von Rungholt?
F.B.: Das war Siegfreda? Das ist ja furchtbar! Weiß sie, was
sie da angerichtet hat?
H.S,: Nein! Bevor sie er bemerkte, schlief sie schon wieder.
Man sollte sie auch nicht weiter beunruhigen…
F.B.: Nein, besser nicht! Wie entsetzlich!
H.S.: Oder nehmen wir nur mal Pamplonetta, das pinkfarbene
Pummelchen. Entfernt angeheiratete Schwägerin. Lebt in einem Pfuhl in Italien. Süßes
Ding! Könnte einem Seeungeheuer wirklich den Kopf verdrehen. Gerade mit ihrem
südländischen Temperament.
F.B.: Na, Herr Schermützel, da sind Sie doch bestimmt öfter
mal auf ein Tässchen Seerosentee zu Gast, oder?
H.S.: Tja, wenn sie nicht gerade einen ihrer berüchtigten
Wutanfälle hat. Sie erinnern sich an den Untergang von Pompeji?
F.B.: Sie meinen doch nicht…?
H.S.: Doch! Pamplonetta!
F.B.: Wie furchtbar!
H.S.: Das kann ich Ihnen sagen! Und was hinterher immer für
Aufräumungsarbeiten nötig sind. Natürlich müssen wir Seeungeheur das auch noch
immer unentdeckt machen.
F.B.: Verstehe! Also nur nachts…
H.S.: Ja, oder unsichtbar.
F.B.: Sie wollen doch nicht sagen…
H.S.: Fragen Sie einfach nicht weiter, liebe Frau Bunt, Sie
sind ja schon jetzt ganz außer sich!
F.B.: Ja, aber ich will doch wissen…
H.S.: Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht wissen!
F.B.: Noch eine Frage: Der Absturz des Fernsehsateliten über dem
Nordatlantik?
H.S.: Tante Wallburga, die Wilde. Versehentlich beim
Ausatmen getroffen, Sie verstehen…
F.B.: Der schiefe Turm von Pisa…..?
H.S.: Umbertano, der Ungeschickte,...muss ich das noch
erklären?
F.B.: Die Chinesische Mauer?
H.S.: ….die Ja- Packma- an-Zwillinge aus dem Jangtse. Übrigens
der einzige Fall in den letzten Millionen Jahren, bei dem die 2 einmal etwas
Produktives getan haben, wie ich nicht ohne Stolz zugeben muss…
F.B.:
Atlantis?
H.S.: Erdmutilga, die Erbarmungslose. Angeheiratet. Hat sich
einfach nicht unter Kontrolle.
F.B.: Die letzte Bundestagswahl?
H.S.: Groko, der Groteske! Gefällt sich darin, ständig Dinge
zusammenzufügen, die gar nicht passen- schreckt auch vor roher Gewalt nicht
zurück…..
F.B.: Ich werde nicht weiter in Sie dringen! Kann jetzt
natürlich Ihr Desinteresse an außerirdischen Aufregungen gut nachvollziehen.
Bei so einer Verwandtschaft wünscht man sich keinen Besuch aus dem Weltall
mehr.
H.S.: Schön, schön! So, liebe Frau Bunt, ich muss jetzt
leider gehen.
F.B.: So schnell? Haben Sie noch einen Termin?
H.S.: Ja, der Eurovision Song Contest!!
F.B.: Wie furchtbar! Etwas Schlimmes?
H.S.: Wie man es nimmt!
F.B.: Es wird doch nichts passieren?
H.S.: Wir finden ja alle, dass er es diesmal wirklich zu
weit getrieben hat! Zugegeben, als Formenwandler hat er eine recht passable
Stimme, das wissen wir seit Jahrtausenden. Aber dieses alberne Spektakel! Im
Fernsehen, ich bitte Sie! Und dann dieser unsägliche Künstlername! Aber er ist
eben durch und durch Bohemian! Wohnt in einer dunklen aber gemütlichen Grotte
auf Island. Künstler eben. Hat inzwischen mit Artritis zu kämpfen, der Arme.
Kongbertson der Dickfingrige. Aber eine schöne Stimme. Das Gletscherkalben im
Eismeer ist Ihnen ein Begriff…?
F.B.: Das ist..?
H.S.: Kongbertsson, genau!
F.B.: Ja, aber der Eurovision Song Contest, was hat das
damit zu tun?
H.S.: Sie kennen Conchita Wurst?
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