Freitag, 10. April 2020

Das Schermützel macht Urlaub im Hotel Bergschlösschen - Besuch in der Nacht-

www.schermützel.de


Das Schermützel macht Urlaub
im Hotel Bergschlösschen IV
- Besuch in der Nacht –

„Huuuuaaaahhh!“, gähnt das Schermützel. „Ich glaube, ich muss ins Bett, Freunde!“
„Es war ja auch ein langer Tag, Scherry!“ Auch Goldi hat schon ganz kleine Augen und Perle klappen vor Müdigkeit ständig die Muschelschalen zu. „Ich dreh´ noch eine Runde, dann leg´ ich mich auch hin, Freunde!“, schmunzelt Schuppe und dreht sich einmal vorsichtig in seinem Reiseaquarium um. Günter Qualle schläft schon längst und Schere krabbelt in das große, weiche Doppelbett. „Würdest du bitte Scherry….?“ „Na klar Schuppe, deine Wanne ist schon fertig!“ Das Schermützel bringt Schuppe samt Aquarium ins Badezimmer. Mit einem Schwups gießt es Schuppe samt Wasser in die Badewanne. „Hach, schön! Hier ist doch ein bisschen mehr Platz zum Schlafen!“ Schuppe fühlt sich wohl. „Schlaf schön, Schuppe!“, sagt das Schermützel und schlüpft dann auch ins Bett. Schere schnarcht schon ein bisschen. Manchmal klappert er mit seinen Scheren. „Er hat bestimmt einen schönen Traum!“, denkt das Schermützel. Dann dreht es sich um und schläft auch ganz schnell ein.

„Wach auch, Perle, wach auf, Günter, da ist etwas!“ Goldi zupft Günter Qualle an den Tentakeln und stupst Perle an.
„Was´n los?“ „Nanu, gibt´s schon Frühstück?“ Verschlafen blinzeln die Freunde.
„Nein, nein, es ist mitten in der Nacht. Aber ich habe ein Geräusch gehört!“
Nervös dreht Goldi eine kleine Runde im Glas. „Ach, das ist nur Bernd, das Bergschlösschengespenst!“, beruhigt Perle. „Der muss doch jetzt arbeiten, rasseln, rascheln stöhnen und so etwas. Und dabei macht er Krach!“ Günter Qualle nickt:„Genau so isses! Mach´ dir keine Sorgen, Goldi, schlaf einfach weiter!“ Ein lautes Scheppern hallt durch das Haus. Es hört sich an, als wäre eine Glasscheibe eingeschlagen worden.
„Aber Bernd macht nichts kaputt in seinem eigenen Haus! Da stimmt etwas nicht, Freunde!“ Goldi ist ganz aus dem Gläschen. Jetzt haben die Freunde es auch gehört! Es scheppert, und kurz darauf knirscht es, als würde jemand auf Glasscherben treten. „Da stimmt etwas nicht! Scherry, Scherry, schnell, wach auf, wir brauchen deine Hilfe!“
Die drei Freunde rufen laut, aber…..wir kennen das schon….wenn ein Schermützel schläft, dann schläft es! Schere wacht als erster auf, und auch Schuppe plantscht nervös in seiner Badewanne. „Was ist denn hier los, Freunde? Macht ihr eine Mitternachtsparty?“, will Bernd, das kleine Schlösschenhotelgespenst wissen, denn er macht gerade seine erste Rasselrunde. Schnell schwebt er ins Zimmer und setzt sich vor das Goldfischglas.
„Bernd, wie gut, dass du da bist, hörst du das? Da ist etwas!“ Es poltert, als würden Töpfe in der Küche zu Boden geworfen. Dann hört man eine Bohrmaschine.
„Was ist das nur?“ Bernd lauscht angestrengt. „Es kommt aus der Küche!“, sagt er dann, „aber das kann nicht Frau Mohr sein. Die ist noch in den Betriebsferien. Ich schweb´ mal schnell nachsehen, Freunde! Bleibt ruhig!“
Kaum gesagt, schlüpft das kleine, weiße Gespenst durch die Tür und nach unten in die Küche. Dort fällt ihm fast die Eisenkugel aus der Hand! Drei Gestalten machen sich in der Küche zu schaffen! Durch die offene Küchentür tragen sie Geschirr, Töpfe, Gläser und Tischtücher in einen großen Lastwagen, den sie direkt am Eingang geparkt haben.
„Los, mach schneller, wir wollen hier nicht einziehen!“, sagt der eine. „Mach´ ich ja schon, hetz´ mich nicht, sonst mach´ ich gar nichts mehr!“, antwortet der andere. „Tschuldigung, Borto, war nicht so gemeint! Würdest du jetzt bitte diesen Grill, die Spülmaschine und den Spezialherd abmontieren, damit wir sie in den Laster tragen könnten? Das wäre sehr nett von dir, danke!“ „Na klar, mach ich doch gerne für euch!“ Borto hat sich beruhigt und schraubt weiter an den Küchengeräten, während die anderen zwei inzwischen in den Gastraum vorgedrungen sind. „Ich übernehme die Fernseher in den Gästezimmern, du kümmerst dich um die anderen Elektrogeräte!“ „Und was is´ mit der Badewanne? Der Chef wollte doch auch eine Badewanne haben, weil seine alte kaputt ist!“ „Okay, darum kümmerst du dich, Bronzo, ich glaube, ganz oben im Turmstübchen, da soll wohl eine sein!“
Einbrecher! Bernd kann es kaum fassen! Sie werkeln, schrauben, lösen Befestigungen und schleppen alles, was nicht niet- und nagelfest ist, in ihren großen Lkw.
„Und zum Schluss nehmen wir noch die Ziegen vor dem Haus mit!“ „Super Idee, Bruto, die können wir auf dem Nachhauseweg grillen, lecker!“ Bronzo reibt sich die Hände. Bernd läuft es eiskalt den Rücken herunter. Nicht auch noch die Ziegen! Max, Moritz, Liese und Lotto schlafen doch nichtsahnend in ihrem Stall! In Nullkommanichts ist Berd wieder zurück im Turmzimmer.
„Einbrecher, Freunde, da sind Einbrecher! Schnell, schnell, wir müssen etwas unternehmen!“
„Einbrecher?“ Nun ist auch das Schermützel hellwach.
„Sie klauen da unten die ganze Kücheneinrichtung, und nun wollen sie die Fernsehgeräte aus den Zimmern holen und aus unserem Zimmer die Badewanne!“
„Was? Das darf ja wohl alles nicht wahr sein! Diese Einbrecher werden auch immer dreister!“ Das Schermützel ist bereits ein bisschen gewachsen. „Scherry, du musst aus dem Bett steigen! Es geht sonst kaputt!“ Goldi hat recht. Das Schermützel hat inzwischen eine beachtliche Größe erreicht. Man kann deutlich sehen, wie sehr es sich ärgert.
„Was wollen die denn mit all den Sachen? Mehr als einen Fernseher kann man doch gar nicht brauchen, wenn überhaupt…“ „Und stellt euch vor, die Ziegen, die wollen sie braten!“  „Was?? Das ist ja die Höhe! Freunde, wir werden sie gebührend empfangen, die Herren Diebe, also hört zu!“
Nachdem das Schermützel den Plan erklärt hat, gehen alle Freunde auf ihre Plätze. Manchmal hört man ein leises Gluckern aus dem Goldfischglas, ein sehr leises Kettenrasseln vom Balkon her und ein sehr, sehr leises Plitschen aus der Badewanne. Und wo ist das Schermützel? Überraschung………!

Tap, tap, tap, hört man die drei Einbrecher die Treppe hochstapfen.
„Abschrauben kann ich die Wanne alleine, aber tragen doch nicht!“
„Was? Biste so eine schlappe Memme?“
„Wenn du noch mal so etwas sagst, mach´ ich gar nichts mehr, Bruto!“ „Tschuldigung, Borto, war nicht so gemeint!“ Borto, Bruto und Bronzo haben die Tür vom Turmzimmer erreicht. „Los, aufbrechen!“ „Wie heißt das Zauberwort?“ „Würdest du bitte die Tür aufbrechen, Borto?“ „Na geht doch!“ Borto will gerade das Werkzeug ansetzen, da springt die Tür von alleine auf. „Na, das ist ja vielleicht toll! Spart uns eine Menge Arbeit! Los, rein da! Wo ist der Fernseher? Mach mal Licht an!“ „Geht nicht, ist kaputt!“ „Dann nimm deine Taschenlampe, du Vollidiot!“ „Nö, wenn du nicht nett bist, mach ich gar ni…“ „Ja , is gut, Tschuldigung, Borto! Würdest du so nett sein und deine Taschenlampe einschalten, Borto?“ „Tut mir leid, hab ich unten vergessen, Bruto, kommt nicht wieder vor!“
„Was? Du hast was….?“ „Nicht in diesem Ton! Wer einbrechen will, muss freundlich sein! Ich mach hier sonst gleich gar nichts….!“ Borto hat sich auf den Fußboden gesetzt.
„Aaaah, danke, da ist ja endlich Licht, na dann los!“ Ein helles weißes Licht scheint plötzlich durch das Zimmer.
„Aber ich hab gar kein Licht gemacht. Ich bin doch beleidigt!“ Borto ist verwirrt. Doch das Licht  kommt nicht etwa von einer Lampe.
Ein Gespenst, au weia, so etwas gibt’s doch gar nicht!“
„Was?“ Bernd ist empört.
„Dann guck mal genau hin, du Einbrecher!“
Bruto, Borto und Bronzo haben sich an eine Zimmerwand gedrückt. Bernd baut sich vor ihnen auf, stöhnt, kreischt und raschelt, was das Zeug hält.
„Das ist nur ein Spuk! Du machst uns keine Angst! Du kannst uns gar nichts! Los, holen wir die Sachen, packen die Ziegen ein und ab!“
Bruto ist nicht zu bremsen. Schon will er nach dem Fernseher greifen, als plötzlich ein unheimliches Brodeln den Raum erfüllt. Es kommt aus dem Goldfischglas auf dem Tisch… „Boooooooooooaaaaaahh!!“

Perle hat den lautesten Rülpser losgelassen, den sie nur konnte. Goldi und Günter Qualle nicken anerkennend. Das Goldfischglas wackelt und bebt, und eine kleine Wasserwelle schwappt über die Einbrecher.
„Hilfe, Hilfe, hier sind Einbrecher!“, kreischt Borto.
„Man bist du blöd, wir sind doch die Einbrecher!“ „Nicht in diesem Ton!“ „Tschuldigung Borto, tut mir leid aber….“
„Booooaaaaaaaahh!“

„Schnell weg hier, Leute, wer so rülpsen kann, der verprügelt auch Einbrecher!“
Mit langen, spitzen Tentakeln tippt Günter Qualle Bronzo von hinten auf den Rücken, Bruto auf die Schulter, und Borto schnipst er den Hut vom Kopf.
Mensch, lass das, Bruto!“ – „Ey, Bronzo, das ist nicht komisch!“ -  „Hör auf du Vollidi..!“ -  „Red´ nicht so mit mir, oder ich mach gleich gar nichts me….!“ -  „Ey, lass das!“ -  „Ich hab doch gar nicht…. „Ja aber, aber, wer hat denn dann…?“ - Entschuldige dich gefälligst….!“ – Nö, warum denn…?“……
Während die Einbrecher sich streiten, weil Günter Qualle kräftig für Verwirrung sorgt, schwebt Bernd hinter das Goldfischglas. „Jetzt!“, flüstert er;
Goldi schwimmt ganz nah an das Glas heran. Dann reißt sie ihre Augen zu riesigen Goldfischglubschaugen auf. Durch das Glas vergrößert sich ihr Gesicht gigantisch. Mit einem letzten lauten Rülpser von Perle sehen die Einbrecher jetzt plötzlich in ein gleißend helles Licht mit zwei riesigen Augen, die sie gefährlich und böse anstarren. „IIIIIIIEEEEEHHHH! Schnell weg hier!“, hört man sie kreischen. „Los, los, die Badewanne, die liegt doch auf dem Weg!“
Bruto ist nicht zu bremsen. „Nein, nein, ich will weg!“, schreit Bronzo. „Na gut, geh schon vor! Wärst du so nett und würdest mir bitte helfen, die Badewanne zu stehlen, lieber Borto?“ „Wenn du so höflich fragst, lieber Bruto, dann natürlich gerne!“
Im dunklen Badezimmer tasten sie nach der Wanne. „Komisch, hier ist sowas Glitschiges, Kaltes. Bist du das Borto?“ „Glitschig und kalt? Ich bin doch nicht glitschig und kalt, ich bin doch kein Fisch, wenn du noch mal so etwas zu mir sagst, dann mach ich gar….!“
Aber weiter kommen die beiden nicht. Klatsch!, dröhnt es durch den kleinen Raum. „Aua, was soll das du Vollidio….., ich meine, Borto, warum haust du mich?“ Klatsch! „Was soll das, wieso.?“ Klatsch, klatsch! „Bruto, sowas macht man nicht mit Freunden!“
Klatsch, klatsch, klatsch!!! 
Die beiden Einbrecher wissen gar nicht, wie ihnen geschieht! Es hagelt Ohrfeigen, denn Schuppe ist sehr geschickt mit seiner Schwanzflosse.
„Raus hier, schnell, hier spukt´s!“, kreischt jetzt auch Bruto, und beide wollen zur Tür hinaus. Quiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiietsch!
Ein ohrenbetäubendes Gequietsche und Gequake ertönt, als die beiden die Treppe hinunterstürzen.
Was ist das? Oh nein, oh nein!“, kreischen die beiden. Bernd hat Goldis Quietscheentchen auf den Treppenstufen verteilt, und im Dunkeln machen sie wirklich die schönsten Gruselgeräusche, die man sich nur vorstellen kann.
„Nur noch schnell die Ziegen, und dann nichts wie weg hier, los, los!“, keucht Bruto.
Das Schermützel seufzt. Haben die finsteren Burschen denn immer noch nicht genug?
Wie gut, dass die Ziegen vorbereitet sind.
„Wo sind die Ziegen denn?“ Borto starrt in das Ziegengehege vor dem Hotel.
„Die blöden Viecher schlafen in ihrem Stall, du Dumpfba..!“
„So, ich setz mich jetzt hier hin und mach gar nichts mehr!“
„Entschuldige bitte, Borto, wärst du so nett und würdest jetzt bitte mit uns die Ziegen dort klauen? Das wäre sehr freundlich von dir, wirklich!“ „Na bitte, geht doch!“
„Ich muss mal kurz Pippi!“ „Ja, ich auch!“ „Komisch, ich auch, na dann stellen wir uns dort an den Baum und danach holen wir uns die kleinen Stinker!“ „Red nicht so über die Ziegen, sonst….!“ „Ja, ist ja gut, Borto, die Ziegen sind nette Tiere, Tschuldigung!“
Während die drei Einbrecher rund um den Baum die Hosen herunterlassen, nehmen die Ziegen Max, Moritz, Liese und Lotte einen großen Anlauf. Besser hätte es gar nicht laufen können! Im Ziegengalopp rennen sie auf die nackten Hinterteile zu und ……….
„Autsch, autsch, aua, aua!“
Volltreffer! Das hat sich gelohnt! Während die Einbrecher nach ihren Hosen suchen und sich verzweifelt bemühen, aus dem Ziegengehege zu entkommen, knuffen und buffen die Ziegen noch kräftig.
„Nie wieder Ziegen klauen! Mä-äh-äh-äh –r-kt  euch das!“, meckern und schimpfen sie hinter den Burschen her. Die rennen schneller als der Wind zu ihrem Lastwagen, aber…..
„Guten Abend, schöne Nacht heute, nicht wahr?“

„IIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEHHHHH!“

Hört denn der Spuk überhaupt nicht mehr auf? Ein riesiges, grünes Ungeheuer steht an den Lkw gelehnt. Es stützt sich mit dem Ellenbogen aufs Dach; sein langer, grüner Schwanz ringelt sich gefährlich zuckend vor der offenen Ladefläche.
„Is der von der Plozibei? Äh, Zlotibei, ähh, Toliplotzi ,ähh, ..?“
„Mensch, Borto, sprich richtig: Polizei!“
„Nicht in diesem Ton, sonst…!“
„Sonst was?“ Das Schermützel hat seinen riesigen Kopf nun auf Augenhöhe mit den streitenden Einbrechern gesenkt. Die können plötzlich gar nichts mehr sagen.
„Meine Herren, sehr nett von Ihnen, dass sie unser schönes Hotel in der Nacht mit all den schönen Sachen beliefern wollen. Eine gute Idee, da wird ja auch niemand von dem Lärm beim Einbauen gestört; also dann fangen Sie ruhig an, ich passe hier auf, dass niemand etwas von den Geräten stiehlt, während Sie die Sachen hier hereinbringen und einbauen!“
Das Schermützel lächelt freundlich.
„Ja, aber, wir wollten die Sachen gar nicht herbringen, wir wollten die doch klau…!“
„Halt die Schnauz…!“
„Nicht in diesem Ton…!“
„Wollten Sie noch etwas sagen, meine Herren?“
Das Schermützel lächelt jetzt nicht mehr. „Ähhh, nein, ähh, eigentlich nicht, ähh, ja, dann machen wir mal…., murmeln die drei, reiben sich über ihre schmerzenden Hinterteile und beginnen mit der Arbeit. Bis in die frühen Morgenstunden hinein sind sie beschäftigt. Als alles wieder eingeräumt ist, schaut sich Schere die Sache genau an. Er geht durch alle Räume und inspiziert die Arbeit der drei Einbrecher.
„Sehr schön gemacht!“, anerkennend klappert er mit den Scheren.
„Die können jetzt fahren, Scherry!“, ruft er dem Freund zu.
„Also, ihr, habt es gehört!“, sagt das Schermützel und gibt den Weg zum Lkw frei.
„Und wenn ihr das nächste Mal eine Lieferung für das Hotel habt, dann kommt bitte vormittags und ruft vorher an!“
Die drei Einbrecher können nur noch nicken.
„Wiedersehen, und vielen Dank auch!“, ruft das Schermützel ihnen fröhlich hinterher.
„Lieber nicht!“, murmelt Bruto, aber nur ganz leise. „Gern geschehen!“, flüstert Borto. Bronzo kann nur noch seufzen. Die drei sind sogar zu müde zum Streiten, schleichen nur noch in den Lkw und fahren dann schnell fort.

„Was für eine Nacht, Freunde! Und jetzt: Ein gutes Frühstück, und dann machen wir uns einen schönen Tag!“ Während sich die Freunde bei Wasserlinsenmüsli und dampfendem Marzipantee im Frühstücksraum treffen, parkt ein riesiger Lastwagen vor der Arztpraxis von Frau Doktor Seelenheilmann in Buckow.

„Der Nächste, bitte!“, ruft der Arzthelfer. Drei Männer mit zerrissenen Hosen stehen auf und wollen in das Sprechzimmer der Ärztin gehen. „Bitte einzeln, meine Herren!“, sagt der Arzthelfer. „Aber wir haben Angst!“ Bronzo zittert am ganzen Leibe. „Aber die Frau Doktor tut doch keinem etwas!“, beruhigt der freundliche Mann. „Gibt´s da drin auch keine Ziegen?“, fragt Bruto und klappert mit den Zähnen. „Oder Riesenfische in Badewannen?“, fragt Bronzo. „Oder vielleicht Gespenster?“
Diese armen Männer sind wirklich sehr krank, denkt der Arzthelfer und sagt:
„Na gut, dann machen wir eine Ausnahme, Sie dürfen gemeinsam ins Sprechzimmer gehen!“

Nach einer Weile kommen die Männer wieder heraus. Sie sind jetzt etwas beruhigter.
„Setzen Sie sich bitte hierher, meine Herren!“, sagt die freundliche Ärztin.
„Warten Sie bitte einen kleinen Moment, wir helfen Ihnen gleich weiter!“, dann wendet sie sich an den Arzthelfer. „Bedauernswert! Sie haben erzählt, dass sie beim Einbrechen von einer rülpsenden Muschel und einem schlagenden Grundwels überrascht worden sind!“
„Oh, oh, die sind ja völlig verrückt!“ Der Arzthelfer schüttelt den Kopf.
„Dann seien sie von pieksenden Quallen und leuchtenden Gespenstern erschreckt worden!“
„Ein wirklich schwerer Fall!“ „Schließlich mussten sie über kreischende Treppenstufen fliehen und wurden von sprechenden Ziegen angegriffen!“ „Ob man das heilen kann, Frau Doktor Seelenheilmann?“ „Ich weiß es nicht, aber ich habe die Klinik verständigt, der Wagen kommt gleich!“ „Sind die Burschen gefährlich?“ Ängstlich schaut der Arzthelfer auf die drei schmutzigen, zerlumpten Burschen, die sich ängstlich aneinanderklammern.
„Ich glaube nicht, aber halten Sie lieber Abstand!“ „Mach ich, die müffeln ja auch erbärmlich nach Ziegen….!“
„Und ganz zum Schluss, da rief uns das riesige Seeungeheuer noch „Auf Wiedersehen hinterher!“, flüstert Borto angstbleich, als die Männer in den weißen Kitteln die drei in den Krankenwagen begleiten. „Ja, ja, ganz ruhig, Herr Borto, das bekommen wir wieder hin! Machen Sie sich keine Sorgen!“ „Ja, aber das war wirklich so!“, beteuert Bruto. „Natürlich!“, sagt der nette Pfleger. „Und als erstes nehmen wir mal alle ein schönes Bad in der Klinik und ziehen saubere Hosen an!“ „Das waren die sprechenden Ziegen!“, erklärt Borto. „Sprechende Ziegen? Selbstverständlich, was sonst! Es wird alles wieder gut!“

Am Abend kommt Bella ins Hotel Bergschlösschen geflogen und setzt sich auf das Balkongitter. „Ihr ahnt nicht, Freunde, was ich gerade gehört habe!“ „Erzähl mal, Bella!“
Goldi ist neugierig. „Frau Doktor Seelenheilmann musste heute drei völlig verrückte Männer in die Klinik einweisen!“ „Ach was?“ „Nein sowas?“ „Wieso denn das?“
„Die haben etwas von sprechenden Ziegen, schlagenden Fischen, pieksenden Quallen und Seeungeheuern erzählt!“ Die Freunde müssen lachen.
„Jetzt sagt nur noch, ihr habt etwas damit zu tun?“ Bella hat es sich schon fast gedacht.
„Wir hatten Besuch letzte Nacht und den haben wir nur nett empfangen!“
„Und das war dann wohl doch ein bisschen zu viel für ihn!“, kichert Bernd, der mit dem aufgehenden Mond heranschwebt. „Wieso hatten die drei einen leeren Lkw dabei?“
Bella schaut fragend in die Runde.
„Tja, das bleibt wohl ein Geheimnis, Bella! Aber nun, wo wir schon mal so nett beisammen sind: Märkisch Folk! Los Günter, hol die Märkisch Bouzouki raus!“
Schnell haben die Freunde sich mit ihren Instrumenten versorgt, und es schallt noch lange über die kleine Stadt, die dort unten friedlich im Mondschein schläft:

Hab mein´ Wagen voll geladen, voll mit vielen Sachen!
Als wir dann schnell wollten fahren,
konnten wir´s nicht machen!
Denn plötzlich rülpst ´ne wilde Muschel,
dass ich mir in die Hose puschel!
Nee, Freunde nee, nee, nee,
Das war nicht scheee!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen