Das Schermützel macht Urlaub
im Hotel Bergschlösschen IV
- Besuch in der Nacht –
„Huuuuaaaahhh!“, gähnt das Schermützel. „Ich glaube, ich
muss ins Bett, Freunde!“
„Es war ja auch ein langer Tag, Scherry!“ Auch Goldi hat
schon ganz kleine Augen und Perle klappen vor Müdigkeit ständig die
Muschelschalen zu. „Ich dreh´ noch eine Runde, dann leg´ ich mich auch hin,
Freunde!“, schmunzelt Schuppe und dreht sich einmal vorsichtig in seinem
Reiseaquarium um. Günter Qualle schläft schon längst und Schere krabbelt in das
große, weiche Doppelbett. „Würdest du bitte Scherry….?“ „Na klar Schuppe, deine
Wanne ist schon fertig!“ Das Schermützel bringt Schuppe samt Aquarium ins
Badezimmer. Mit einem Schwups gießt es Schuppe samt Wasser in die Badewanne.
„Hach, schön! Hier ist doch ein bisschen mehr Platz zum Schlafen!“ Schuppe
fühlt sich wohl. „Schlaf schön, Schuppe!“, sagt das Schermützel und schlüpft
dann auch ins Bett. Schere schnarcht schon ein bisschen. Manchmal klappert er
mit seinen Scheren. „Er hat bestimmt einen schönen Traum!“, denkt das
Schermützel. Dann dreht es sich um und schläft auch ganz schnell ein.
„Wach auch, Perle, wach auf, Günter, da ist etwas!“ Goldi
zupft Günter Qualle an den Tentakeln und stupst Perle an.
„Was´n los?“ „Nanu, gibt´s schon Frühstück?“ Verschlafen
blinzeln die Freunde.
„Nein, nein, es ist mitten in der Nacht. Aber ich habe ein
Geräusch gehört!“
Nervös dreht Goldi eine kleine Runde im Glas. „Ach, das ist
nur Bernd, das Bergschlösschengespenst!“, beruhigt Perle. „Der muss doch jetzt
arbeiten, rasseln, rascheln stöhnen und so etwas. Und dabei macht er Krach!“
Günter Qualle nickt:„Genau so isses! Mach´ dir keine Sorgen, Goldi, schlaf
einfach weiter!“ Ein lautes Scheppern hallt durch das Haus. Es hört sich an,
als wäre eine Glasscheibe eingeschlagen worden.
„Aber Bernd macht nichts kaputt in seinem eigenen Haus! Da
stimmt etwas nicht, Freunde!“ Goldi ist ganz aus dem Gläschen. Jetzt haben die
Freunde es auch gehört! Es scheppert, und kurz darauf knirscht es, als würde
jemand auf Glasscherben treten. „Da stimmt etwas nicht! Scherry, Scherry, schnell, wach auf, wir brauchen deine Hilfe!“
Die drei Freunde rufen laut, aber…..wir kennen das
schon….wenn ein Schermützel schläft, dann schläft es! Schere wacht als erster
auf, und auch Schuppe plantscht nervös in seiner Badewanne. „Was ist denn hier
los, Freunde? Macht ihr eine Mitternachtsparty?“, will Bernd, das kleine
Schlösschenhotelgespenst wissen, denn er macht gerade seine erste Rasselrunde.
Schnell schwebt er ins Zimmer und setzt sich vor das Goldfischglas.
„Bernd, wie gut, dass du da bist, hörst du das? Da ist etwas!“
Es poltert, als würden Töpfe in der Küche zu Boden geworfen. Dann hört man eine
Bohrmaschine.
„Was ist das nur?“ Bernd lauscht angestrengt. „Es kommt aus
der Küche!“, sagt er dann, „aber das kann nicht Frau Mohr sein. Die ist noch in
den Betriebsferien. Ich schweb´ mal schnell nachsehen, Freunde! Bleibt ruhig!“
Kaum gesagt, schlüpft das kleine, weiße Gespenst durch die
Tür und nach unten in die Küche. Dort fällt ihm fast die Eisenkugel aus der
Hand! Drei Gestalten machen sich in der Küche zu schaffen! Durch die offene
Küchentür tragen sie Geschirr, Töpfe, Gläser und Tischtücher in einen großen
Lastwagen, den sie direkt am Eingang geparkt haben.
„Los, mach schneller, wir wollen hier nicht einziehen!“,
sagt der eine. „Mach´ ich ja schon, hetz´ mich nicht, sonst mach´ ich gar
nichts mehr!“, antwortet der andere. „Tschuldigung, Borto, war nicht so
gemeint! Würdest du jetzt bitte diesen Grill, die Spülmaschine und den
Spezialherd abmontieren, damit wir sie in den Laster tragen könnten? Das wäre
sehr nett von dir, danke!“ „Na klar, mach ich doch gerne für euch!“ Borto hat
sich beruhigt und schraubt weiter an den Küchengeräten, während die anderen
zwei inzwischen in den Gastraum vorgedrungen sind. „Ich übernehme die Fernseher
in den Gästezimmern, du kümmerst dich um die anderen Elektrogeräte!“ „Und was
is´ mit der Badewanne? Der Chef wollte doch auch eine Badewanne haben, weil
seine alte kaputt ist!“ „Okay, darum kümmerst du dich, Bronzo, ich glaube, ganz
oben im Turmstübchen, da soll wohl eine sein!“
Einbrecher! Bernd kann es kaum fassen! Sie werkeln,
schrauben, lösen Befestigungen und schleppen alles, was nicht niet- und
nagelfest ist, in ihren großen Lkw.
„Und zum Schluss nehmen wir noch die Ziegen vor dem Haus
mit!“ „Super Idee, Bruto, die können wir auf dem Nachhauseweg grillen, lecker!“
Bronzo reibt sich die Hände. Bernd läuft es eiskalt den Rücken herunter. Nicht
auch noch die Ziegen! Max, Moritz, Liese und Lotto schlafen doch nichtsahnend
in ihrem Stall! In Nullkommanichts ist Berd wieder zurück im Turmzimmer.
„Einbrecher, Freunde, da sind Einbrecher! Schnell,
schnell, wir müssen etwas unternehmen!“
„Einbrecher?“ Nun ist auch das Schermützel hellwach.
„Sie klauen da unten die ganze Kücheneinrichtung, und nun
wollen sie die Fernsehgeräte aus den Zimmern holen und aus unserem Zimmer die
Badewanne!“
„Was? Das darf ja
wohl alles nicht wahr sein! Diese Einbrecher werden auch immer dreister!“
Das Schermützel ist bereits ein bisschen gewachsen. „Scherry, du musst aus dem
Bett steigen! Es geht sonst kaputt!“ Goldi hat recht. Das Schermützel hat inzwischen
eine beachtliche Größe erreicht. Man kann deutlich sehen, wie sehr es sich
ärgert.
„Was wollen die denn mit all den Sachen? Mehr als einen
Fernseher kann man doch gar nicht brauchen, wenn überhaupt…“ „Und stellt euch
vor, die Ziegen, die wollen sie braten!“
„Was?? Das ist ja die Höhe!
Freunde, wir werden sie gebührend empfangen, die Herren Diebe, also hört zu!“
Nachdem das Schermützel den Plan erklärt hat, gehen alle
Freunde auf ihre Plätze. Manchmal hört man ein leises Gluckern aus dem
Goldfischglas, ein sehr leises Kettenrasseln vom Balkon her und ein sehr, sehr
leises Plitschen aus der Badewanne. Und wo ist das Schermützel? Überraschung………!
Tap, tap, tap, hört man die drei Einbrecher die Treppe
hochstapfen.
„Abschrauben kann ich die Wanne alleine, aber tragen doch
nicht!“
„Was? Biste so eine schlappe Memme?“
„Wenn du noch mal so etwas sagst, mach´ ich gar nichts mehr,
Bruto!“ „Tschuldigung, Borto, war nicht so gemeint!“ Borto, Bruto und Bronzo
haben die Tür vom Turmzimmer erreicht. „Los, aufbrechen!“ „Wie heißt das
Zauberwort?“ „Würdest du bitte die Tür aufbrechen, Borto?“ „Na geht doch!“ Borto
will gerade das Werkzeug ansetzen, da springt die Tür von alleine auf. „Na, das
ist ja vielleicht toll! Spart uns eine Menge Arbeit! Los, rein da! Wo ist der
Fernseher? Mach mal Licht an!“ „Geht nicht, ist kaputt!“ „Dann nimm deine Taschenlampe, du
Vollidiot!“ „Nö, wenn du nicht nett bist, mach ich gar ni…“ „Ja , is
gut, Tschuldigung, Borto! Würdest du so nett sein und deine Taschenlampe
einschalten, Borto?“ „Tut mir leid, hab ich unten vergessen, Bruto, kommt nicht
wieder vor!“
„Was? Du hast was….?“ „Nicht in diesem Ton!
Wer einbrechen will, muss freundlich sein! Ich mach hier sonst gleich gar
nichts….!“ Borto hat sich auf den Fußboden gesetzt.
„Aaaah, danke, da ist ja endlich Licht, na dann los!“ Ein
helles weißes Licht scheint plötzlich durch das Zimmer.
„Aber ich hab gar kein Licht gemacht. Ich bin doch
beleidigt!“ Borto ist verwirrt. Doch das Licht kommt nicht etwa von einer Lampe.
„Ein Gespenst, au weia, so etwas gibt’s doch gar
nicht!“
„Was?“ Bernd ist empört.
„Dann guck mal genau hin, du Einbrecher!“
Bruto, Borto und Bronzo haben sich an eine Zimmerwand
gedrückt. Bernd baut sich vor ihnen auf, stöhnt, kreischt und raschelt, was das
Zeug hält.
„Das ist nur ein Spuk! Du machst uns keine Angst! Du kannst
uns gar nichts! Los, holen wir die Sachen, packen die Ziegen ein und ab!“
Bruto ist nicht zu bremsen. Schon will er nach dem Fernseher
greifen, als plötzlich ein unheimliches Brodeln den Raum erfüllt. Es kommt aus
dem Goldfischglas auf dem Tisch… „Boooooooooooaaaaaahh!!“
Perle hat den lautesten Rülpser losgelassen, den sie nur konnte.
Goldi und Günter Qualle nicken anerkennend. Das Goldfischglas wackelt und bebt,
und eine kleine Wasserwelle schwappt über die Einbrecher.
„Hilfe, Hilfe, hier sind Einbrecher!“,
kreischt Borto.
„Man bist du blöd,
wir sind doch die Einbrecher!“ „Nicht in diesem Ton!“ „Tschuldigung Borto,
tut mir leid aber….“
„Booooaaaaaaaahh!“
„Schnell weg hier, Leute, wer so rülpsen kann, der
verprügelt auch Einbrecher!“
Mit langen, spitzen Tentakeln tippt Günter Qualle Bronzo von
hinten auf den Rücken, Bruto auf die Schulter, und Borto schnipst er den Hut
vom Kopf.
Mensch, lass das, Bruto!“ – „Ey, Bronzo, das ist nicht
komisch!“ - „Hör auf du Vollidi..!“ - „Red´ nicht so mit mir, oder ich mach gleich
gar nichts me….!“ - „Ey, lass das!“
- „Ich hab doch gar nicht…. „Ja aber,
aber, wer hat denn dann…?“ - Entschuldige dich gefälligst….!“ – Nö, warum
denn…?“……
Während die Einbrecher sich streiten, weil Günter Qualle kräftig
für Verwirrung sorgt, schwebt Bernd hinter das Goldfischglas. „Jetzt!“,
flüstert er;
Goldi schwimmt ganz nah an das Glas heran. Dann reißt sie
ihre Augen zu riesigen Goldfischglubschaugen auf. Durch das Glas vergrößert
sich ihr Gesicht gigantisch. Mit einem letzten lauten Rülpser von Perle sehen
die Einbrecher jetzt plötzlich in ein gleißend helles Licht mit zwei riesigen
Augen, die sie gefährlich und böse anstarren. „IIIIIIIEEEEEHHHH! Schnell weg hier!“,
hört man sie kreischen. „Los, los, die Badewanne, die liegt doch auf dem Weg!“
Bruto ist nicht zu bremsen. „Nein, nein, ich will weg!“,
schreit Bronzo. „Na gut, geh schon vor! Wärst du so nett und würdest mir bitte
helfen, die Badewanne zu stehlen, lieber Borto?“ „Wenn du so höflich fragst,
lieber Bruto, dann natürlich gerne!“
Im dunklen Badezimmer tasten sie nach der Wanne. „Komisch,
hier ist sowas Glitschiges, Kaltes. Bist du das Borto?“ „Glitschig und kalt?
Ich bin doch nicht glitschig und kalt, ich bin doch kein Fisch, wenn du noch
mal so etwas zu mir sagst, dann mach ich gar….!“
Aber weiter kommen die beiden nicht. Klatsch!, dröhnt es durch den
kleinen Raum. „Aua, was soll das du Vollidio….., ich meine, Borto, warum haust du
mich?“ Klatsch! „Was soll das, wieso.?“ Klatsch, klatsch! „Bruto, sowas macht man nicht mit
Freunden!“
Klatsch, klatsch, klatsch!!!
Die beiden Einbrecher wissen gar nicht, wie ihnen geschieht!
Es hagelt Ohrfeigen, denn Schuppe ist sehr geschickt mit seiner Schwanzflosse.
„Raus hier, schnell, hier spukt´s!“,
kreischt jetzt auch Bruto, und beide wollen zur Tür hinaus. Quiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiietsch!
Ein ohrenbetäubendes Gequietsche und Gequake ertönt, als die
beiden die Treppe hinunterstürzen.
„Was ist das? Oh nein, oh nein!“, kreischen
die beiden. Bernd hat Goldis Quietscheentchen auf den Treppenstufen verteilt,
und im Dunkeln machen sie wirklich die schönsten Gruselgeräusche, die man sich
nur vorstellen kann.
„Nur noch schnell die Ziegen, und dann nichts wie weg hier,
los, los!“, keucht Bruto.
Das Schermützel seufzt. Haben die finsteren Burschen denn
immer noch nicht genug?
Wie gut, dass die Ziegen vorbereitet sind.
„Wo sind die Ziegen denn?“ Borto starrt in das Ziegengehege
vor dem Hotel.
„Die blöden Viecher schlafen in ihrem Stall, du Dumpfba..!“
„So, ich setz mich jetzt hier hin und mach gar nichts mehr!“
„Entschuldige bitte, Borto, wärst du so nett und würdest
jetzt bitte mit uns die Ziegen dort klauen? Das wäre sehr freundlich von dir,
wirklich!“ „Na bitte, geht doch!“
„Ich muss mal kurz Pippi!“ „Ja, ich auch!“ „Komisch, ich
auch, na dann stellen wir uns dort an den Baum und danach holen wir uns die
kleinen Stinker!“ „Red nicht so über die Ziegen, sonst….!“ „Ja, ist ja gut, Borto,
die Ziegen sind nette Tiere, Tschuldigung!“
Während die drei Einbrecher rund um den Baum die Hosen
herunterlassen, nehmen die Ziegen Max, Moritz, Liese und Lotte einen großen Anlauf.
Besser hätte es gar nicht laufen können! Im Ziegengalopp rennen sie auf die
nackten Hinterteile zu und ……….
„Autsch, autsch, aua, aua!“
Volltreffer! Das hat sich gelohnt! Während die Einbrecher
nach ihren Hosen suchen und sich verzweifelt bemühen, aus dem Ziegengehege zu
entkommen, knuffen und buffen die Ziegen noch kräftig.
„Nie wieder Ziegen klauen! Mä-äh-äh-äh –r-kt euch das!“, meckern und schimpfen
sie hinter den Burschen her. Die rennen schneller als der Wind zu ihrem
Lastwagen, aber…..
„Guten Abend, schöne Nacht heute, nicht wahr?“
„IIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEHHHHH!“
Hört denn der Spuk überhaupt nicht mehr auf? Ein riesiges,
grünes Ungeheuer steht an den Lkw gelehnt. Es stützt sich mit dem Ellenbogen
aufs Dach; sein langer, grüner Schwanz ringelt sich gefährlich zuckend vor der
offenen Ladefläche.
„Is der von der Plozibei? Äh, Zlotibei, ähh, Toliplotzi ,ähh,
..?“
„Mensch, Borto, sprich richtig: Polizei!“
„Nicht in diesem Ton, sonst…!“
„Sonst was?“ Das Schermützel hat seinen
riesigen Kopf nun auf Augenhöhe mit den streitenden Einbrechern gesenkt. Die
können plötzlich gar nichts mehr sagen.
„Meine Herren, sehr
nett von Ihnen, dass sie unser schönes Hotel in der Nacht mit all den schönen
Sachen beliefern wollen. Eine gute Idee, da wird ja auch niemand von dem Lärm
beim Einbauen gestört; also dann fangen Sie ruhig an, ich passe hier auf, dass
niemand etwas von den Geräten stiehlt, während Sie die Sachen hier
hereinbringen und einbauen!“
Das Schermützel lächelt freundlich.
„Ja, aber, wir wollten die Sachen gar nicht herbringen, wir
wollten die doch klau…!“
„Halt die Schnauz…!“
„Nicht in diesem Ton…!“
„Wollten Sie noch etwas sagen, meine Herren?“
Das Schermützel lächelt jetzt nicht mehr. „Ähhh, nein, ähh,
eigentlich nicht, ähh, ja, dann machen wir mal…., murmeln die drei, reiben sich
über ihre schmerzenden Hinterteile und beginnen mit der Arbeit. Bis in die
frühen Morgenstunden hinein sind sie beschäftigt. Als alles wieder eingeräumt
ist, schaut sich Schere die Sache genau an. Er geht durch alle Räume und
inspiziert die Arbeit der drei Einbrecher.
„Sehr schön gemacht!“, anerkennend klappert er mit den
Scheren.
„Die können jetzt fahren, Scherry!“, ruft er dem Freund zu.
„Also, ihr, habt es gehört!“, sagt das Schermützel und gibt
den Weg zum Lkw frei.
„Und wenn ihr das nächste Mal eine Lieferung für das Hotel
habt, dann kommt bitte vormittags und ruft vorher an!“
Die drei Einbrecher können nur noch nicken.
„Wiedersehen, und vielen Dank auch!“, ruft das Schermützel
ihnen fröhlich hinterher.
„Lieber nicht!“,
murmelt Bruto, aber nur ganz leise. „Gern
geschehen!“, flüstert Borto. Bronzo kann nur noch seufzen. Die drei sind
sogar zu müde zum Streiten, schleichen nur noch in den Lkw und fahren dann
schnell fort.
„Was für eine Nacht, Freunde! Und jetzt: Ein gutes Frühstück,
und dann machen wir uns einen schönen Tag!“ Während sich die Freunde bei
Wasserlinsenmüsli und dampfendem Marzipantee im Frühstücksraum treffen, parkt
ein riesiger Lastwagen vor der Arztpraxis von Frau Doktor Seelenheilmann in Buckow.
„Der Nächste, bitte!“, ruft der Arzthelfer. Drei Männer mit
zerrissenen Hosen stehen auf und wollen in das Sprechzimmer der Ärztin gehen.
„Bitte einzeln, meine Herren!“, sagt der Arzthelfer. „Aber wir haben Angst!“
Bronzo zittert am ganzen Leibe. „Aber die Frau Doktor tut doch keinem etwas!“,
beruhigt der freundliche Mann. „Gibt´s da drin auch keine Ziegen?“, fragt Bruto
und klappert mit den Zähnen. „Oder Riesenfische in Badewannen?“, fragt Bronzo.
„Oder vielleicht Gespenster?“
Diese armen Männer sind wirklich sehr krank, denkt der
Arzthelfer und sagt:
„Na gut, dann machen wir eine Ausnahme, Sie dürfen gemeinsam
ins Sprechzimmer gehen!“
Nach einer Weile kommen die Männer wieder heraus. Sie sind
jetzt etwas beruhigter.
„Setzen Sie sich bitte hierher, meine Herren!“, sagt die
freundliche Ärztin.
„Warten Sie bitte einen kleinen Moment, wir helfen Ihnen
gleich weiter!“, dann wendet sie sich an den Arzthelfer. „Bedauernswert! Sie
haben erzählt, dass sie beim Einbrechen von einer rülpsenden Muschel und einem
schlagenden Grundwels überrascht worden sind!“
„Oh, oh, die sind ja völlig verrückt!“ Der Arzthelfer
schüttelt den Kopf.
„Dann seien sie von pieksenden Quallen und leuchtenden
Gespenstern erschreckt worden!“
„Ein wirklich schwerer Fall!“ „Schließlich mussten sie über
kreischende Treppenstufen fliehen und wurden von sprechenden Ziegen
angegriffen!“ „Ob man das heilen kann, Frau Doktor Seelenheilmann?“ „Ich weiß
es nicht, aber ich habe die Klinik verständigt, der Wagen kommt gleich!“ „Sind
die Burschen gefährlich?“ Ängstlich schaut der Arzthelfer auf die drei
schmutzigen, zerlumpten Burschen, die sich ängstlich aneinanderklammern.
„Ich glaube nicht, aber halten Sie lieber Abstand!“ „Mach
ich, die müffeln ja auch erbärmlich nach Ziegen….!“
„Und ganz zum Schluss, da rief
uns das riesige Seeungeheuer noch „Auf Wiedersehen hinterher!“, flüstert
Borto angstbleich, als die Männer in den weißen Kitteln die drei in den
Krankenwagen begleiten. „Ja, ja, ganz ruhig, Herr Borto, das bekommen wir
wieder hin! Machen Sie sich keine Sorgen!“ „Ja, aber das war wirklich so!“,
beteuert Bruto. „Natürlich!“, sagt der nette Pfleger. „Und als erstes nehmen
wir mal alle ein schönes Bad in der Klinik und ziehen saubere Hosen an!“ „Das
waren die sprechenden Ziegen!“, erklärt Borto. „Sprechende Ziegen?
Selbstverständlich, was sonst! Es wird alles wieder gut!“
Am Abend kommt Bella ins Hotel Bergschlösschen geflogen und
setzt sich auf das Balkongitter. „Ihr ahnt nicht, Freunde, was ich gerade
gehört habe!“ „Erzähl mal, Bella!“
Goldi ist neugierig. „Frau Doktor Seelenheilmann musste
heute drei völlig verrückte Männer in die Klinik einweisen!“ „Ach was?“ „Nein
sowas?“ „Wieso denn das?“
„Die haben etwas von sprechenden Ziegen, schlagenden
Fischen, pieksenden Quallen und Seeungeheuern erzählt!“ Die Freunde müssen
lachen.
„Jetzt sagt nur noch, ihr habt etwas damit zu tun?“ Bella
hat es sich schon fast gedacht.
„Wir hatten Besuch letzte Nacht und den haben wir nur nett
empfangen!“
„Und das war dann wohl doch ein bisschen zu viel für ihn!“,
kichert Bernd, der mit dem aufgehenden Mond heranschwebt. „Wieso hatten die
drei einen leeren Lkw dabei?“
Bella schaut fragend in die Runde.
„Tja, das bleibt wohl ein Geheimnis, Bella! Aber nun, wo wir
schon mal so nett beisammen sind: Märkisch Folk! Los Günter, hol die Märkisch
Bouzouki raus!“
Schnell haben die Freunde sich mit ihren Instrumenten
versorgt, und es schallt noch lange über die kleine Stadt, die dort unten
friedlich im Mondschein schläft:
Hab mein´ Wagen voll geladen, voll mit vielen Sachen!
Als wir dann schnell wollten fahren,
konnten wir´s nicht machen!
Denn plötzlich rülpst ´ne wilde Muschel,
dass ich mir in die Hose puschel!
Nee,
Freunde nee, nee, nee,
Das war
nicht scheee!
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